Essenzenherstellung

Herstellung einer Essenz

Meine Begegnung mit dem Borretsch

Ich glaube, viele von uns, mich selbst lange Zeit mit eingeschlossen, denken, dass es ihnen unmöglich ist, in einen innigen Kontakt mit dem Pflanzen- oder mit dem Mineralienreich zu kommen, geschweige denn, eine eigene Essenz herzustellen. Mir hat allein schon die Herstellung der Borretsch-Essenz gezeigt, dass es jedem von uns möglich ist, mit achtsamem Schauen, ein wenig Neugierde und der Bereitschaft, sich auf einen berührenden Prozess einzulassen, eine Blütenessenz herzustellen.

Das meiner Meinung nach Wichtigste, das wir für die Herstellung einer Essenz mitbringen sollten, ist eine innere Bereitschaft und Offenheit, sich von den Pflanzenkräften berühren zu lassen und mit ihnen in Kontakt treten zu wollen. Letztlich ist der Weg hin zu einer Essenz genauso bedeutsam wie die fertige Essenz selber und ein wesentlicher Anteil der Wirkkraft einer Essenz hängt davon ab, wie sehr wir uns vorher die Zeit genommen haben, eine Pflanze aufmerksam zu betrachten und sie mit allen Sinnen zu erleben und zu erforschen. Denn die Herstellung einer Essenz ist ein wechselseitiger Prozess zwischen Pflanze und Mensch und eine Pflanze gewinnt enorm an seelischer Stärke, wenn wir sie mit unserem Bewusstsein und liebevollen Blicken berühren, was dann wiederum der Essenz zugute kommt.

Dabei ist es nicht von Bedeutung, botanisches Wissen über eine Pflanze zu besitzen oder sich aneignen zu müssen, denn es geht um die seelischen und geistigen Aspekte einer Pflanze und nicht um äußere Kriterien.

An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, von meiner Begegnung mit dem Borretsch und der Herstellung meiner ersten Blütenessenz zu erzählen, um eine Idee davon zu vermitteln, wie die Herstellung einer Blütenessenz ablaufen kann und um andere Menschen darin zu bestärken, es einmal selber auszuprobieren, wenn sie die Neugier danach in sich verspüren, denn letztlich ist es ziemlich einfach.

Das ganze fand 2013 im Rahmen eines Familienurlaubes am Gardasee statt. Schon bei der Ankunft sprangen mir die Borretsch-Pflanzen mit ihren leuchtenden lila-bläulichen Kronblättern ins Auge, die in unmittelbarer Nähe unseres Ferienhauses wuchsen.

Meine Wege führten mich in dieser Zeit immer wieder auf eine fast unausweichliche Weise zum Borretsch, der mal vereinzelt, mal in größerer Gruppe am Wegesrand wuchs. Von Beginn an fühlte ich mich auf eine sehr intensive Art und Weise sowohl zu ihm hin-, wie auch von ihm abgestoßen. Ich begann, ihn genauer zu betrachten und mir wurde bewusst, dass diese Ambivalenz auch im Äußeren der Pflanze ihren Ausdruck findet: Auf den ersten Blick schien mir der Borretsch eine recht unscheinbare, stark behaarte Pflanze mit ovalen, fleischigen Blättern, die ihre Blütenköpfe der Erde zuneigt und dadurch in mir einen „hängenden“ Eindruck hinterließ. Dazu die dunkellilalen Staubblätter im Zentrum der sternförmig angeordneten Kronblätter, die wie ein spitzer Stachel aus der Blüte hervorzustechen und einen davor zu warnen schienen, näherzukommen.

Um ehrlich zu sein, habe ich neben dem Gefühl der Abstoßung auch so etwas wie Angst vor dem Borretsch empfunden. Irgendetwas in seinem Wesen und wie sich dieses auch in seinem Äußeren auszudrücken schien, hinterließ in mir ein Gefühl des Unbehagens und berührte in mir die Angst, verletzt werden zu können.


Gleichzeitig spürte ich eine starke Hingezogenheit zu ihm, die vorallem von den lila-bläulich leuchtenden Kronblättern ausging. Welch eine Anmut, Zartheit und Leuchtkraft ging von diesen wunderschönen Blütenblättern aus! Ich fand die Diskrepanz zwischen der Zartheit der Kronblätter und der Abwehrhaltung, die durch die starke Behaarung und den spitzen Staubblättern für mich im Pflanzenwesen durchschimmerte, wirklich auffällig.

Während ich den Borretsch immer wieder betrachtete, schließlich zeichnete und dann versuchte, ihn auch mit anderen Sinnen zu erfassen (durch Tasten und Riechen – bei zweifelsfrei ungiftigen Pflanzen wie dem Borretsch kann auch noch das Schmecken hinzukommen) versuchte ich mich seinem Wesen zu nähern.

Der Borretsch erschien mir auf den ersten Blick spröde und verschlossen, fast schien er mich herauszufordern wie zu einem Duell. Mir schien, als wolle er sein Innerstes schützen und verteidigen. Ging es hierbei womöglich um das Thema Verletzlichkeit und Misstrauen?

Ich schaute den Borretsch wieder aufmerksam an und plötzlich konnte ich folgende Worte in mir vernehmen: „Hab keine Angst, trau dich! Das Leben wartet nicht. Bist du bereit, wirklich etwas zu riskieren, ins kalte Wasser zu springen? Lass dich treiben, lebe! Es mag zwar manchmal weh tun, aber es lohnt sich. Worauf wartest du noch? Werde zu dem Menschen, der du wirklich bist! Verstecke dich nicht.“

Als ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zum Borretsch zurückkehrte und mich wieder auf ihn einstimmte, raunte er mir noch zu: „Trau dich, dich zu öffnen und dein ganzes Potenzial zu leben. Trau dich, ganz du selbst zu sein, mit deinen Stärken und deinen Schwächen. Sieh die Kraft, die in dir wohnt, wenn du nur dein Herz öffnest. Verschließ dich nicht! Ich halte dich, ich schütze dich. Bist du bereit, wirklich zu leben? Wach endlich auf! Sieh dich um: Siehst du nicht all die Kostbarkeiten, die der Erde innewohnen? Bist du frustriert? Bist du gelangweilt? Zögere nicht länger und trete hinaus in das wahre Sein. Der Mut, über deinen eigenen Schatten zu springen und in die Tiefe zu schauen.“

Es ist mir bewusst, dass diese Worte, die ich in meinem Kopf wahrnehmen konnte, durch mein eigenes Bewusstsein gefiltert und dadurch subjektiv sind. Diese Worte drücken aus, wie ich den Borretsch wahrgenommen und mit ihm kommuniziert habe, jemand anderes würde sicherlich andere Worte, Bilder oder Aspekte durch den Borretsch erfahren. Trotz aller Subjektivität, die dieser Prozess mit sich bringt, verkörpert doch jede Pflanze ganz spezifische Seelenkräfte und Themen, die jeder, wenn auch sicher in veschiedenen Nuancierungen und Ausprägungen, prinzipiell wahrnehmen kann.

Nachdem ich das Gefühl hatte, dass sich der Borretsch mir gegenüber in seinem Wesen offenbart und wir eine Beziehung zueinander aufgebaut hatten, schien mir der Moment gekommen, mit ihm eine Essenz herzustellen.

Ich entschied mich für die sogenannte Tropfenmethode, da bei dieser Herstellungsmethode die Pflanzen unversehrt bleiben und das meinem Respekt gegenüber Pflanzen am meisten entgegenkommt. Hierfür träufelte ich an einem sonnigen Tag Wasser, das ich aus einer Quelle in der Nähe entnommen habe, auf die einzelnen Blütenblätter verschiedener Borretsch-Pflanzen, um dann nach einem kurzen Moment des Kontaktes mit den Blütenblättern das Wasser mit einer kleinen Glasschale wieder aufzufangen. Ich fand es interessant zu beobachten, dass viele Blütenstände genau einen Tropfen dieses Wassers für sich behielten und „schluckten“, so als sei dieser Prozess und vielleicht auch dieses Wasser auch für sie ein Geschenk.

Nach einer Weile hatte ich auf diese Weise etwa eine halbe Pipettenflasche mit Tropfen gefüllt, welche die Informationen und Kräfte der Borretsch-Pflanze in sich trugen. Den Rest füllte ich der Konservierung wegen mit Brandy auf (das Wasser könnte sonst zu schnell „kippen“ und damit unbrauchbar für die Einnahme werden) und goß von dem Ganzen, wie es Peter Ekl empfohl, als Geste des Respekts ein wenig auf die Erde, um auch ihr für ihren Beitrag zu danken und ihr etwas zurückzugeben.

Sogleich nahm ich selber ein paar Tropfen davon zu mir und spürte unmittelbar, wie mich ein Gefühl von Ruhe und Klarheit durchströmte. Die Vergangenheit verlor in diesem Moment ihre Wichtigkeit für mich, nur der Moment zählte. Ich fühlte mich verbunden mit allem, was ist und das Gefühl in mir, dass es gut ist, auf der Erde zu sein. Seid ich mich zurückerinnern konnte, habe ich mich heimatlos und fremd auf dieser Erde gefühlt, aber in diesem Moment schien dieses Gefühl sich einfach aufzulösen. Mir strömten Tränen übers Gesicht, weil mich das alles so tief berührte und mit Dankbarkeit erfüllte. Ich fragte mein Herz, was es mir erzählt? „Ich komme von der Dunkelheit ans Licht“, hörte ich es zu mir sagen.

Ich betrachtete den Borretsch nun noch einmal und fand ihn wunderschön. Er jagte mir keine Angst mehr ein und ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart. Es steckt eine Zartheit und Anmut in ihm, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht so wahrnimmt. Er gab mir Mut und Kraft, aber er forderte mich auch heraus.

Die Begegnung mit dem Borretsch und die Herstellung meiner ersten Blütenessenz stellten für mich einen sehr berührenden Prozess dar, der mich auch heute noch mit Dankbarkeit und Staunen erfüllt. Der Borretsch, der ursprünglich Corago genannt wurde (und damit sowohl auf das Herz – lateinisch cor – wie auch auf die Qualität des Mutes – englisch courage – verweist) steht laut der „offiziellen“ Essenzenbeschreibung von Patricia Kaminski und Richard Katz für „sprudelnde Herzenskräfte, beschwingten Mut und Optimismus“. Sie schreiben: „Borage-Blütenessenz hilft dem Herzen, dieses Sprudeln und diese Leichtigkeit zu erfahren und die Seele mit neuen Kräften des Optimismus und der Begeisterung zu erfüllen.“

Für alle, welche die Neugier und den Drang in sich spüren, einmal eine eigene Essenz herzustellen, kann ich nur wärmstens das wunderbar geschriebene Buch „Blütentherapie und Naturerfahrung“ von Peter Ekl empfehlen, das eine Fülle von Übungen beinhaltet, die einem den Kontakt mit einer Pflanze erleichtern und das einem einen detaillierten Leitfaden zur Herstellung einer Blütenessenz in die Hand gibt.