Kommunikation mit Pflanzen
„Man kann fühlen, dass die Pflanzen Zeugen und Boten eines besonderen Lebens sind. Man kann sie eigentlich nicht betrachten, ohne dass die Seele mitschaut. Von den Pflanzen ergeht ein Ruf an die Seele. Sie sprechen. Sie tragen eine Lebensqualität in die irdische Welt hinein, durch welche die menschliche Seele auf eigenartige Weise berührt wird.“
Karsten Massai, in Botschaften der Elementarwesen
Die Worte von Karsten Massai drücken für mich ziemlich treffend das aus, was ich in der Begegnung mit Pflanzen immer wieder spüre, aber nur schwer in Worte fassen kann. Wahrscheinlich hat jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass er sich zu einer bestimmten Blume oder einem Baum auf eine nahezu magische Weise hingezogen oder aber sich von ihr abgestoßen gefühlt hat. Es wäre es an dieser Stelle sicherlich naheliegend, dieses oftmals sehr vage Gefühl von Hingezogenheit oder Abneigung allein mit dem äußeren Erscheinungsbild einer Pflanze zu begründen. Manche Pflanzen verführen uns geradezu mit ihren leuchtenden, sinnlich geschwungenen Blütenblättern, sie eingängiger zu betrachten. Andere wirken mit ihrem vielleicht sehr stacheligen oder unscheinbaren Aussehen erst einmal wenig attraktiv oder gar bedrohlich auf uns.
Tatsächlich geben uns viele Pflanzen allein durch ihre physische Beschaffenheit bereits eine Ahnung oder eine Idee, welche seelischen Kräfte und Themen in ihnen wirken. So verweist beispielsweise das Aussehen der Australischen Grey Spider Flower, das an eine Spinne erinnert und in deren Blütenblättern man bei genauerer Betrachtung ein Gesicht mit einem – wie zu einem angstvollen Schrei – weit geöffneten Mund erkennen kann bereits auf das Thema Panik und Entsetzen, das sich durch die Einnahme einer entsprechenden Blütenessenz in Mut, Ruhe und Vertrauen verwandeln kann.
Doch nicht immer sind es die äußerlich am beeindruckensten Pflanzen, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Manchmal sind es gerade ganz kleine, nahezu unscheinbare oder gar durch ihr vielleicht extrem stacheliges oder haariges Aussehen auf den ersten Blick abstoßend wirkende Pflanzen, zu denen wir uns unmittelbar hingezogen fühlen.
Was passiert in einem solchen Augenblick?
Neben den Pflanzen, die einen herausragenden Charakterzug oder Seelenaspekt unserer Selbst verkörpern, ziehen uns meist vorallem diejenigen Pflanzen an, die uns in unseren gegenwärtigen Prozessen, Themen und Entwicklungsschritten am stärksten helfen und spiegeln können.
Ich denke da an eine Begebenheit in diesem Sommer zurück, als ich in Österreich eine neue Blütenessenz herstellen wollte. Während ich in die Betrachtung einer Distelblüte vertieft war, nahm ich plötzlich in mir so etwas wie ein feines inneres Ziehen nach hinten wahr, das mich dazu veranlasste, mich umzudrehen. Vor mir stand eine Gruppe von lila-bläulichen Glockenblume. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese mich auf eine unüberhörbare Art und Weise zu sich gerufen haben. Als ich schließlich, zunächst etwas widerwillig (denn ich war ja eigentlich gerade dabei, die Distel genauer wahrzunehmen und ich empfand das „Rufen“ der Glockenblume auch als etwas aufdringlich) begann, die Glockenblume in Ruhe zu betrachten, schien es mir, als wollte sie mich an etwas ganz Essenzielles erinnern, dass ich vor langer Zeit vergessen habe. In der Präsenz der Glockenblume fühlte ich mich emotional in meine Kindheit zurückversetzt, aber es war für mich noch nicht konkret greifbar, was die Glockenblume für ein Thema verkörperte.
Leider machten es die Wetterbedingungen unmöglich, mich tiefer auf die Glockenblume einzustimmen und mit ihrer Hilfe eine Essenz herzustellen und so habe ich erst später, bei der Lektüre über bereits existierende Glockenblumen-Essenzen verstehen können, dass mich gerade diese Blume so intensiv anzog und „zu sich rief“, weil sie seelische und geistige Aspekte verkörpert, die mich in jenem Augenblick sehr beschäftigten. Je nach Glockenblumenart ist die Ausrichtung ein wenig anders, aber allen Glockenblumenessenzen ist gemein, dass sie eine starke herzöffnende Wirkung haben. Peter Ekl vom Blütenarbeitskreis schreibt über die Glockenblumen-Essenz: „Sie hilft bei Schutzbedürfnis, wenn man sich verloren und heimatlos, verletzlich und überwältigt fühlt. Ihre Energie ermöglicht einem an der Teilhabe an der die Welt durchstrahlenden und beschützenden Kraft.“
Was für eine passende Blütenbegleitung für mich in den Tagen oben in den Bergen, in denen ich trotz der wunderschönen, äußerlich sehr heil wirkenden Natur und dem herzlichen Wesen der Nonnen das innere Bild eines Art unsichtbaren grauen Schleiers nicht los wurde, der meinem Empfinden nach um die ganze Gegend lag. Ich konnte mir das subtile Gefühl von Schwere und Grauen, aber auch einer starken inneren Verlorenheit, das mich dort immer wieder überkam, erst besser erklären, als ich im Gespräch mit einer der Nonnen erfuhr, dass in dieser Gegend die Nationalsozialisten besonders aktiv gewesen waren und sich Menschen vor ihnen oben im Kloster versteckt hatten.
Ich bin der Überzeugung, dass wir alle in uns die Fähigkeit tragen, uns auf eine tiefe und innige Art und Weise mit dem Pflanzenreich verbinden zu können und dadurch nicht nur in einen wechselseitigen Austausch zu gelangen, sondern auch die heilsamen Kräfte und Impulse empfangen können, die den Pflanzen innewohnen.
Letztlich bräuchten wir noch nicht einmal Essenzen einzunehmen, um von den seelischen und geistigen Pflanzenkräften profitieren zu können. Wir könnten uns ebenso gut neben eine Pflanze setzen, sie bewusst betrachten und uns geistig intensiv mit ihr verbinden, um dieselben heilsamen Impulse zu erfahren, wie das mit der Einnahme einer Blütenessenz der Fall wäre. Doch nicht immer wächst die für unsere aktuelle Entwicklung oder Problematik passende Pflanze in unserer Nähe, noch finden wir in unserem oftmals sehr fordernden Alltag die Zeit und Ruhe, uns Tag für Tag wieder in Stille und Offenheit auf diese Verbindung einzulassen.
Dass wir mit den Essenzen in einer Flasche eine Anwendungsform zur Verfügung haben, die sich leicht und praktisch in unseren Alltag integrieren lässt, ist in der Form, wie wir sie heute kennen, dem englischen Arzt Edward Bach zu verdanken, der in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die 38 Blumen und Bäume entdeckte, die in Form von feinstofflichen Essenzen unter dem Begriff Bachblüten bekannt sind. Die Herstellung von Blütenessenzen hat jedoch eine Jahrhunderte alte Tradition. Es war der Arzt, Astrologe und Philosoph Paracelsus, der im 16. Jahrhundert ein aufwendiges alchemistisches Verfahren zur Gewinnung von Blütenessenzen entwickelte (bei der neben der geistigen und seelischen auch die körperliche Ebene der Pflanze eine wichtige Rolle spielte), die heute wieder unter dem Begriff Rubedo-Essenzen erhältlich sind. Aber auch die Aborigines wussten schon vor tausenden von Jahren die Kraft der Buschblüten für sich zu nutzen, die sie jedoch direkt frisch gepflückt aßen.